Mittwoch, 15. Juni 2011

Nova Rock 2011

Ich war vergangenes Wochenende bei Nova Rock, einem Festival in Österreich nahe der ungarischen Grenze. Nachdem ich mittlerweile wieder meine Arme bewegen kann und auch einigermaßen grammatikalisch korrekte Sätze von mir geben kann, wollte ich ein wenig davon berichten.

Tag 1.
Da wir den Feiertagsverkehr etwas umgehen wollten, sind wir bereits um 7 Uhr morgens aufgebrochen. Glücklicherweise verlief die Hinfahrt ohne Komplikationen, sodass wir schon sehr viel früher als geplant bei unserer Unterkunft ankamen. Da ich mich vehement geweigert habe auf dem Festivalgelände zu zelten, haben wir uns eine kleine Pension im Nachbarort genommen. Es war sehr sauber, das Zimmer nett eingerichtet und vor allem gab es keinen Stress wegen Frühstück, wodurch wir uns immer ausschlafen konnten. Als das Gepäck verstaut, alle Formalitäten geklärt und noch schnell ein paar Kekse in den Mund gestopft wurden, ging es auch schon zum Festival. Hier schon die erste Ernüchterung. Die Parkplätze waren wirklich 45 Minuten vom Gelände entfernt! Somit lag noch ein langer Weg vor uns bis wir schließlich zu der Bandausgabe kamen. Hier auch schon das zweite Ärgernis! Pro Person wurden 5 Euro Müllpfand eingesammelt und jeder bekam einen Müllsack in die Hand gedrückt. Das sollte wohl die Leute ermutigen Müll einzusammeln, um ihr Geld wieder zu bekommen. Wenn man sich jedoch die Berge an Bierdosen und Dreck ansah, schien sich dieses überaus wohl überlegte Konzept nicht zu bewähren. Als ich dann meinte, dass wir gar kein Zelt haben und wo wir den Müll herbekommen sollen, wurde mir nur sehr schnippisch empfohlen am Gelände den Müll der anderen Leute aufzusammeln. Eine passende Antwort auf diesen Vorschlag hab ich mir dann verkniffen und so ging es weiter zur ersten Band.
Es gab insgesamt vier Bühnen. Auf den beiden Großen (Blue & Red Stage) haben die bekannteren Bands gespielt. Dann gab es noch die Green Stage, die mehr oder weniger ein größeres Partyzelt war und die Red Bull Stage, wo mir völlig unbekannte Bands auf einem Bus gespielt haben.
  • Knorkator: Leider hatten sie zu Mittag nur einen sehr kurzen Auftritt, den wir uns angesehen haben. Zwar hätten gegen Abend noch länger gespielt, aber das hat sich mit 30 Seconds to Mars überschnitten. War aber trotzdem ein genialer Auftritt! Die alten Knacker wissen, wie man Stimmung macht. ;)
  • Turisas: Mein Mann hat sich sehr darauf gefreut, sie live zu sehen, weshalb ich ebenfalls mitging. Meiner Meinung nach war es nicht die beste Songauswahl, aber trotzdem ganz witzig anzusehen.
  • Silverstein: Leider hab ich nicht den ganzen Auftritt sehen können, denn wir haben zuerst nicht gesehen, dass es einen direkten Weg zwischen der Blue und der Red Stage gibt, weshalb wir sehr umständlich über den Zeltplatz hingegangen sind. Wir haben dann nur einen Platz weiter hingen bekommen, aber war trotzdem extrem cool. Wenn Silverstein mal wieder in Österreich spielt möchte ich mir das unbedingt ansehen. Ich war dann sowieso schon selig, weil sie mein Lieblingslied "My Heroine" gespielt haben. ;)
  • Pain: Haben wir nicht ganz gesehen und da klangen die paar Songs, die ich mir zu Hause zur Einstimmung angehört habe, viel besser.
  • Eisbrecher: Einfach nur genialst! Es war so eine tolle Show mit richtig guter Stimmung. Einfach ein Muss, sie sich live anzusehen.
  • Guano Apes: Herbe Enttäuschung! Ich steh total auf Guano Apes, aber live kam überhaupt keine Stimmung auf. Ich glaube, es ging vielen so, denn teilweise sahen alle etwas unbeteiligt aus. Was ich aber am schrecklichsten fand... sie hat keinen Ton richtig zusammenbekommen, sodass ich die Songs erst beim Refrain erkannte. Ö_Ö Sehr schade, aber da bleib ich dann doch lieber bei den Studioaufnahmen.
  • 30 Seconds to Mars: Ist echt cool gewesen. Jared Leto ist zwar der totale Poser, aber ich mag ihre Musik. :) War auch toll, dass sie Leute auf die Bühne geholt haben und viel mit dem Publikum interagiert haben.
Leider hat mich bei Guano Apes die Hitze (oder wars ihre schlechte Performanz?!) total ausgeknockt und wir sind früher zur Pension zurück gefahren. Hab daher Hammerfall und Linkin Park verpasst, die ich auch sehr gern gesehen hätten. :( Dafür konnte ich mich etwas ausruhen und war dann am nächsten Tag wieder fit.

Tag 2.
Am Sonntag haben wir es dann etwas ruhiger angehen lassen, deshalb haben wir einige Bands verpasst, die wir uns aber eh nur aus Interesse ansehen wollten.
  • Times of Grace: Das erste Youtube-Video von ihnen hat mir überhaupt nicht gefallen, weshalb ich Times of Grace eigentlich auslassen wollte, aber ein Bekannter meinte, wir sollten es uns unbedingt ansehen. Hat mich jetzt nicht so vom Hocker gerissen, aber war halt ein netter Einstieg für den Tag.
  • Duff McKagan's Loaded: Ich kannte diese Band noch nicht, aber war definitiv eine gute Entscheidung sie anzusehen. Cooler Sound, weshalb ich mir unbedingt die Alben besorgen muss.
  • 3 Doors Down: Ebenfalls eine tolle Show. Sie haben auch meine Lieblingslieder gespielt, weshalb ich sowieso schon mal gut drauf war. Etwas seltsam war, dass ein paar Bubis unbedingt zum Moshen anfangen mussten und danach zur Blue Stage gingen, um sich Korn anzusehen. XD Besonders cool war, dass im Hintergrund eine Leinwand aufgebaut war, worauf kurze Videos projiziert wurden.
  • Flogging Molly: Gleichzeitig haben auf der anderen Bühne Volbeat gespielt, weshalb wir uns entscheiden mussten. Wir haben dann beschlossen, uns Volbeat für November aufzuheben, wenn sie in Wien spielen. Flogging Molly war aber auch ganz toll! Es waren so viele Leute und auch die hintersten Reihen haben mitgesungen und geklatscht. Sonst bleibt ja meistens die Stimmung irgendwo in den vordersten Reihen stecken.
Tag 3:
Am letzten Tag sind wir dann wieder ein wenig früher zum Gelände gefahren, weil es doch einige Bands gab, die wir sehen wollten.
  • Neaera: Die haben wir uns nur vom Partyzelt aus angesehen, weils uns nicht so interessiert hat und wir uns noch etwas vor der Sonne schützen wollten. War okay, aber nichts, wofür ich extra auf ein Konzert gehen würde.
  • Architects: Hier waren die Songs, die ich mir auf Youtube angehört habe, viel besser als live. Es war aber auch die Soundeinstellung nicht so berauschend.
  • Escape the Fate: Darauf hab ich mich schon sehr gefreut, aber auch hier war der Sound echt mies. Man hat ihn nicht richtig gehört und irgendwie war die Songauswahl auch nicht so toll. Da hör ich mir dann doch lieber die Alben an.
  • In Flames: Nach dem Konzert hat mir mein Nacken so weh getan. Am Anfang hat es ziemliche Schwierigkeiten gegeben, weil anscheinden die Soundanlage hinüber war, deshalb haben wir schon mal 20 Minuten warten müssen. Bei den ersten zwei Liedern ist die Soundanlage noch einmal ausgefallen, aber dann ging es ungestört weiter. War dann trotzdem noch super, aber leider viel zu kurz. :(
  • Alter Bridge: Ganz nett, aber für meinen Geschmack zu viele und übertrieben lange Gitarren-Soli. Aber ich spiel auch selbst kein Instrument, weshalb ich das nicht so würdigen kann. Für unterbricht das meist den Liedfluss ein wenig, aber man kann es sicher gut zum Luftgitarre spielen nutzen. ;)
  • Iron Maiden: Ich hab sie vor Jahren schon einmal gesehen, was mir aber nicht so gefallen hat. Hab mich dann eigentlich nur meinem Mann zu Liebe noch einmal dazu bewegen lasse, sie anzusehen und es war wirklich gut so! Die Bühne war total aufwändig hergerichtet, super Songauswahl, sehr sympatischer Auftritt und geniale Zugabe. Wirkte auch mit dem wunderschönen Abendhimmel im Hintergrund einfach nur toll.
  • System of a Down: Als krönenden Abschluss traten SoaD auf. Das hat mir dann endgültig den Rest gegeben hat. Wir sind ganz hinten gestanden, aber trotzdem haben alle mitgerockt. Sollten sie mal wieder irgendwo in der Nähe ein Konzert haben, muss ich unbedingt hin!
Zum Abschluss hat es sogar ein kleines Feuerwerk gegeben, was total schön anzusehen war. Dafür haben wir dann keinen guten Platz bei SoaD bekommen, war aber trotzdem cool. ^^

Fazit:
Das Line-Up war super, aber die Organisation von dem Festival war echt grottig. Dafür, dass es schon so viele Jahre veranstaltet wird, einfach nur lächerlich. Beginnend mit dem dämlichen Müllpfand, wo dann im Endeffekt nicht mal kontrolliert wurde, was man in die Tüte gepackt hat. Wir haben uns nämlich einfach von der Pension ein wenig Plastikmüll mitgenommen und mit schön viel Luft den Müllbeutel verknotet. Demnach hätte man auch einfach Steine oder sonstiges hineinfüllen können. Komischerweise wollen die Ordner, dass man den Müll entsorgt, aber auf dem ganzen Gelände hab ich kaum Mülltonnen gesehen. Ich verstehe auch nicht, wieso es nicht möglich ist, Festival-Karten ohne Camping zu verkaufen, sodass nur jene Müllpfand zahlen müssen, die dann auch vor Ort zelten. Aber Logik kommt bei den Organisatoren sowieso nicht so gut an, wie es mir schien.
Außerdem hab ich nicht nur ein Mal Securities gesehen, die am Boden liegende Leute mit den Füßen getreten haben, um sie dann grob hochzuziehen, wenn sie sich nicht von selbst rührten. Sehr viele der Angestellten sprachen auch kein Deutsch, was es sehr schwierig machte, am Abend den Weg zum Parkplatz zu erfragen. Auf der Homepage wird dann auch dauernd gewarnt, dass man Sonnencreme mitnehmen soll, weil ständig Leute mit Hitzeschlag bei den Sanitätern landen. Der Witz dabei ist, dass es aber auch kaum Zelte gibt, in denen man sich kurz niedersetzen und ausruhen kann. Zwar kam es in den letzten Jahren nie vor, dass es so heiß war, aber man möchte doch denken, dass man bei der Planung eines solchen Festivals auch diese Möglichkeit in Erwägung zieht.
Ebenfalls unverständlich ist mir das Verbot Getränke auf das Gelände mitzunehmen, mit der Begründung, dass man die Plastikflaschen werfen kann. Dafür bekommt man aber bei den Getränkeständen Plastikbecher, die stabiler sind als eine Mineralwasserflasche. Ich hab gar nicht gezählt, wie viele dieser Becher ich während der drei Tage auf den Kopf bekommen habe. Noch lächerlicher ist das Ganze, wenn man sieht, dass dort auch Sangria-Kübel oder Cocktails in glasähnlichen Behältern ausgeteilt werden. ò_Ó" Und wieso es Bier/Mixgetränke in großen Bechern gibt, alkoholfreie Getränke aber nur in kleinen Bechern, ist mir sowieso ein Rätsel. Wundert mich dann auch nicht, dass die Leute mehr Alkohol trinken, wenn es hochgerechnet billiger ist.
Aber die absolute Frechtheit war ja, dass die Veranstalter für SoaD die kleinere Bühne ausgewählt haben, weil auf der Größeren Otto Waalkes aufgetreten ist. Total bescheuert, wenn man bedenkt, dass die meisten Besucher wegen einem Rock-Festival hingefahren sind und dementsprechend auch sicher mehr Leute bei System of a Down waren. Es war so voll, dass wir nicht einmal beim Haupteingang zur Bühne konnten, sondern irgendwie umgeleitet wurden, was natürlich zum Unmut vieler geführt hat. Bei solchen Aktionen hat man irgendwie das Gefühl, dass die Veranstalter nichts aus der Tragödie bei der Loveparade in Duisburg gelernt haben. Aber anscheinend muss immer erst etwas Schlimmes passieren, bevor man für Verbesserungen offen ist. :/

Dem musste ich jetzt noch Luft machen! *zwinker* Ob ich noch ein Mal Nova Rock fahre, ist somit stark zu bezweifeln. Da müsste das Line-Up wirklich wirklich überragend sein. Da fahr ich sonst lieber ein Stückchen weiter nach Slowenien zum Metal Camp, wo es trotz der etwas härteren Zielgruppe, viel gemütlicher und besser organisiert ist.
Zum Abschluss noch eine Aufnahme von System of a Down "Chop Suey".
In diesem Sinne... ROCK ON! \m/